Warum gibt es so viele Straßentiere in der Türkei?

Bild: Tagesspiegel vom 23.05.2024

Viele Straßentiere sind ehemalige Haustiere oder deren Nachfahren. Sie wurden von ihrem Besitzern ausgesetzt, als sie alt oder krank geworden sind oder keinen Nutzen mehr hatten - und das meist unkastriert. Somit vermehrten sich die Tiere immer weiter und die Population der Straßentiere vergrößerte sich. Auch Privatpersonen sowie überfüllte Tierheime setzen weiterhin immer wieder Tiere aus, um sie loszuwerden.
In ländlichen Gebieten werden auch heute noch einige Haustiere ausschließlich draußen gehalten, teilweise zur Bewachung des Grundstücks. Da sie meist unkastriert sind, führt dies auch zu neuen (ungewollten) Welpen, die dann wieder
auf der Straße landen.
Durch umfassende Kastrationsprogramme könnte das Wachstum der Population
heimatloser Tiere eingedämmt werden. Das bisherige Tierschutzgesetz der Türkei sah dies jedenfalls vor. Allerdings wurden nicht genügend Tiere kastriert, um die Population einzudämmen. Die Folge: immer mehr heimatlose Tiere und zunehmendes Leid auf türkischen Straßen.


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Bild: www.katzenblog.de


Neues Gesetz in der Türkei und seine dramatischen Folgen

Foto: Bild.de

Foto: betterplace.org

Das neue Gesetz in der Türkei, das im Juli 2024 verabschiedet wurde, sieht vor, dass alle Straßentiere eingefangen und in Tierheimen untergebracht werden müssen. Kranke, aggressive oder als gefährlich eingestufte Hunde sollen getötet werden.

Gewünschte Effekte:

  • Ordnung und Sicherheit: Die Regierung hofft, durch die Reduzierung der Anzahl von Straßentieren die öffentliche Sicherheit und Hygiene zu verbessern.

  • Tierwohl: Die Tiere werden geimpft, kastriert oder sterilisiert, was langfristig zur Reduzierung der Population beitragen könnte.

Realität:

  • Massenhinrichtungen: Tierschützer befürchten, dass viele Hunde unnötig getötet werden, da die Kapazitäten der Tierheime begrenzt sind.

  • Verwundete und kranke Tiere: Es gibt Bedenken, dass kranke oder verwundete Tiere nicht ausreichend versorgt werden und dass die Tötung nicht die Ursache des Problems angeht

 

Die Situation ist umstritten und hat sowohl Unterstützer als auch Gegner. Es ist jedoch nicht definiert, wer das "aggressive" oder "gefährliche" Verhalten der Hunde feststellt. Und auch nicht, wie lange es beobachtet wird oder wer letztendlich die Entscheidung zur Tötung trifft. Die Verordnung kann sehr individuell ausgelegt werden und ist für gewaltbereite Menschen eine willkommene Möglichkeit, sich an hilflosen Tieren zu vergehen.

 

Die Wirklichkeit sieht nämlich oftmals völlig anders aus!

 

„Die Population steigt von Tag zu Tag und ist nicht mehr ohne große Finanzierung zu stoppen. Die Städte müssten alle ein Tierheim haben, wo kastriert wird. Mamas mit Welpen müssten eingesammelt werden, die Mamas kastriert, geimpft und wieder an ihren Platz gebracht werden. Die Welpen müssen, bis man sie kastrieren kann, bleiben. Aber das sind hohe Kosten, die die Städte nicht tragen wollen."

Taro Germany e. V.

 

Außerdem heißt es im Gesetz, dass es 4 Millionen streunende Hunde in der Türkei gibt. Aktuell haben die Tierheime in der Türkei aber nur Platz für etwa 105.000 Tiere. Deshalb werden  Hunde möglicherweise sofort getötet, ohne sie im Tierheim aufzunehmen.

Nach dem neuen Gesetz berichten Medien über grausame Tiermisshandlungen im ganzen Land. In Altindağ, Niğde und Sincan wurden Massengräber entdeckt, wo Tiere zu Tode gequält wurden. In Gebze wurden 43 Tiere, darunter Kätzchen und Welpen, getötet, in Säcke gestopft und in den Müll geworfen. In den Säcken fand man Medikamente, die einen qualvollen Tod verursachen.
Das neue Gesetz ebnet die Tötung und Misshandlung von Straßentieren und hat zu einer alarmierenden Situationen in der Türkei geführt.

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Zustände in Tierheimen

Foto: VETO Magazin

Die aktuelle Situation in türkischen Tierheimen ist verheerend.

Nach der Umsetzung des neuen Gesetzes gibt es Berichte über Tierheim-Skandale und Misshandlungen von Tieren. In einem Tierheim in Istanbul wurden Tiere auf engstem Raum ohne Wasser und Nahrung gefunden.

. Sie werden teilweise unter untragbaren Bedingungen in kleinen Käfigen gehalten. Es stinkt, der Boden ist verschlammt und verdreckt - das Infektionsrisiko ist hoch. Es gibt auch Fälle, in denen verletzte Tiere in Müllsäcken gefunden wurden. Im Tierheim Gebze wurden Müllsäcken mit toten Tieren gefunden, darunter auch Kätzchen und Welpen – mit in den Müllsäcken waren Medikamente, die einen qualvollen Tod der Tiere verursachen.
Immer wieder werden Tiere todtgeprügelt, misshandelt und gequält.

Hier sind einige Artikel, die mehr Details und Informationen bieten:

  • Auf verlorenem Posten: Die große Not der Straßentiere in der Türkei [1]

  • Nach Gesetzesänderung: Wieder Tierheim-Skandal in der Türkei [2]

  • Hundemassaker in der Türkei: Heimatlose Hunde totgeprügelt [3]


Kastration und Aufklärung statt Tötung

Bild: KI erstellt

Das Einfangen und Töten von Straßentieren führt langfristig nicht zu einer Verringerung der Population. Jedes Revier bietet Straßentieren begrenzte Ressourcen an Trinkwasser, Nahrung, Platz und Rückzugsorte, die hart umkämpft sind. Nur die stärksten und durchsetzungsfähigsten Tiere kommen an diese Ressourcen und überleben – der Rest stirbt.

Das neue Gesetz in der Türkei sieht es vor, Tiere einzufangen und zu töten. Dadurch werden die Ressourcen wieder für schwächere Tiere oder Tiere aus
benachbarten Gebieten frei. Nach kurzer Zeit ist die Anzahl der Straßentiere wieder
genauso hoch wie vorher. Anschließend steigt die Population weiter an, da sich die
Tiere untereinander vermehren.
Auch das Beispiel Rumänien zeigt, dass Tötungen von Straßenhunden nicht effektiv sind. Seit 2013 dürfen dort eingefangene Straßenhunde getötet werden, doch die Anzahl der Tiere hat sich nicht verringert. Ein neues Modellprojekt, initiiert vom Deutschen Tierschutzbund und „Tierhilfe Hoffnung“, setzt nun auf das Konzept „Fangen, Kastrieren, Freilassen“. Die Tierschützer hoffen auf eine landesweite Ausweitung und raten der Türkei, diesen Ansatz zu optimieren, anstatt Tötungen zu erlauben. Gelder könnten bereitgestellt werden, um sowohl freilaufende Besitzertiere als auch herrenlose Straßenhunde zu kastrieren und zu impfen.
Denn flächendeckende Kastration der Tiere sind der einzig nachhaltige Weg, um die
Population von Straßentieren langfristig einzudämmen.
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Aufklärung über Mittelmeerkrankheiten

Bild: KI erstellt

Hunde und Katzen, die auf der Straße leben, haben oft mit Krankheiten zu kämpfen. Einige kommen vermehrt im Mittelmeer-Raum vor, weshalb sie auch Mittelmeerkrankheiten genannt werden. Hier bekommst du einen Überblick.

Borreliose

Bild: zeckendreher.de

Die Übertragung erfolgt durch den Biss einer infizierten Schildzecke, diese muss dafür 16-24 Stunden an dem Wirt saugen, bis die Borrelien über die Speicheldrüsen der Zecke freigegeben werden und sich im Blutkreislauf des Hundes ausbreiten. Die Inkubationszeit liegt zwischen 4 bis 6 Wochen nach dem Zeckenbiss. Erste unspezifische Symptome können sein: Mattigkeit, Appetitlosigkeit, hohes Fieber.
Das Immunsystem schafft es nicht immer, den Erreger ganz zu beseitigen, so kann es zu einem zweiten Krankheitsschub nach Wochen oder Monaten kommen, der schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken mit sich bringt. Anzeichen kann hier das Lahmen sein, erneute Fieberschübe, Appetitlosigkeit und Muskelschmerzen.
Eine Diagnose ist mittels Schnelltest (C6 Antikörpertest) oder Blutbild zu stellen. Bei einem positiven Befund wird der Hund über 4 Wochen mit einem Antibiotikum behandelt, in der Regel mit Doxycyclin, evtl. muss ein weiterer Behandlungszyklus stattfinden.


Ehrlichiose

Bild: en.wikipedia.org

Der Überträger ist die braune Hundezecke, die infizierte Zecke muss 24 Stunden am Hund saugen, damit eine Übertragung stattfindet. Bei der Ehrlichiose greifen die Einzeller die weißen Blutkörperchen an. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit liegen im Regelfall etwa 7 Tage bis 3 Wochen. Jedoch kann der Hund auch mit Ehrlichiose infiziert sein, ohne dass die Krankheit ausbricht.
Phase1 (akutes Stadium):
Fieber, Nasen- und Augenausfluss, blasse Schleimhäute, Lymphknotenschwellung, Muskelzucken, Erbrechen und Durchfall. Der Hund wirkt schlapp und apathisch, das Fressen wird verweigert und es kann zu Gewichtsverlust kommen. Manchmal tritt auch nur Fieber als Symptom auf oder der Krankheitsverlauf ist asymptomatisch.
Phase 2 (Ruhephase):
Der Hund ist symptomfrei. Hat das Immunsystem die Erreger bekämpfen können, ist der Hund genesen, konnten sich Erreger im Körper festsetzen, kommt es zur chronischen Erkrankung.
Phase 3 (Chronische Ehrlichiose):
Es kommt zu einer Veränderung an Knochenmark und Blutbild. Der Verlauf wird begleitet von Lustlosigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Einlagerung von Wasser in den Gelenken, Nasen- und Hautblutungen, Milz und Leber sind vergrößert. Sollte der Verdacht der Ehrlichiose im Raum stehen, wird ein Blutbild für die Diagnose erstellt. Die Bekämpfung der Einzeller erfolgt in Form einer Kur. Die angewendeten Medikamente sind Imizol und Doxycyclin (Antibiotikum).


Babesiose

Bild: ptaheute.de

Babesien werden ebenfalls über die Speicheldrüsen einer infizierten Zecke (Auwaldzecke) an den Hund übertragen. Die Zecke muss ungefähr 24 Stunden Blut saugen, bis eine Übertragung erfolgt. Babesien sind Einzeller, die sich in den roten Blutkörperchen des Hundes vermehren und diese zerstören. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit liegen 7 Tage bis 3 Wochen. Jedoch muss auch Babesiose nicht ausbrechen, obwohl der Hund infiziert ist.
Wenn die Krankheit jedoch ausbricht, kommt es zu folgenden Symptomen, die jedoch nicht immer gleichzeitig auftreten müssen: Fieber, Apathie, Gewichtsverlust, blasse Schleimhäute, angestrengte Atmung, Kreislaufstörungen und Vergrößerung von Milz und Leber. Durch ein Blutbild können die Babesien nachgewiesen werden. Durch verschiedene Medikamente (z.B. Carbesia oder Imizol), die in einer Kur über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen verabreicht werden, werden die Babesien abgetötet. Je früher eine Behandlung erfolgt, umso geringer die Folgeschäden an den inneren Organen.


Hepatozoonose

Bild: en.wikipedia.org

Die Übertragung erfolgt über eine infizierte Zecke, meist die braune Hundezecke, indem der Hund sie zerbeißt oder verschluckt, die Inkubationszeit beträgt 2-4 Wochen. Die Hepatozoonose ist eine Infektionserkrankung, die die weißen Blutkörperchen angreift, aber auch Zellen der Milz, Leber, Muskulatur, Lunge und Knochenmark können betroffen sein, indem dort eitrige Entzündungen entstehen. Zu unterscheiden ist wieder eine akute und eine chronische Phase.
Mögliche Symptome in der akuten Phase können sein Fieberschübe, Gewichtsabnahme, Lymphknotenschwellungen, Durchfall, Nasen- und Augenausfluss. In der chronischen Phase kann es zusätzlich zu Muskelschwund, Versteifung der Muskulatur, Bewegungsstörungen und epileptischen Anfällen kommen.
Die Symptome sind ähnlich zu den vorherigen Krankheiten. Auch kann die Hepatozoonose in Kombination mit anderen Krankheiten auftreten, deswegen sollte für die Diagnose ein Blutbild für alle aufgeführten Krankheiten erstellt werden.
Nicht bei allen infizierten Hunden kommt die Krankheit zum Ausbruch und es bedarf keiner Behandlung. Sollte diese doch nötig sein, wird ein Antibiotikum gegeben und zusätzlich symptomatisch behandelt. Eine vollständige Heilung der Hepatozoonose ist bisher nicht möglich.


Leishmaniose

Bild: de.wikipedia.org

Bild: netdoktor.de

Leishmaniose ist eine Infektion, die durch parasitäre Einzeller ausgelöst wird. Die Einzeller (Leishmanien) werden durch den Stich der Sandmücke übertragen. Die Leishmanien siedeln sich in Leber, Milz und dem Knochenmark an und zerstören die Organe. Außerdem treten geschwürartige Hautveränderungen auf. Unbehandelt führt die Krankheit innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren zum Tod.
Ist ein Hund mit Leishmanien infiziert, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass die Krankheit zum Ausbruch kommt. Bei einigen Hunden bricht die Krankheit nie aus, bei anderen kann es Jahre dauern. Ein infizierter Hund kann die Leishmaniose nur übertragen, wenn sein Blut oder Wundsekret in eine offene Wunde seines Gegenübers eindringt. Die Leishmaniose ist als Zoonose auch von Hund auf den Menschen übertragbar, auch wenn das Risiko der Übertragung relativ gering ist.
Es gibt verschiedene Symptome, die in den seltensten Fällen gleichzeitig auftreten. Mögliche Symptome können sein: Gewichtsverlust trotz Appetit, starker Durst, Durchfall, Nervenschmerzen, Gelenkentzündungen, Pigmentstörungen, Lymphknotenschwellungen, Nasenbluten, Haarausfall, überlanges Krallenwachstum. Am markantesten ist die Hautveränderung! Es kommt zu Geschwüren die schlecht heilen, die Haut wird schuppig, um die Augen herum kommt es zum Fellverlust. Zeigt Ihr Hund diese Anzeichen, sollte unbedingt ein Leishmaniosetest gemacht werden. Es gibt zwei Möglichkeiten zu testen: zum einen mittels Blutbild. Dort lassen sich aber nicht die Leishmanien selbst, sondern lediglich die Antikörper (Titer- Wert) nachweisen.
Zum zweiten gibt es den direkten Nachweis der Leishmanien über eine Knochenmarkpunktur. Der Bluttest ist nur dann absolut verlässlich, wenn die Krankheit bereits einmal ausgebrochen war. Bei Hunden, die lediglich infiziert sind, funktioniert der Bluttest nicht hundertprozentig.
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Am häufigsten wird eine Tablettentherapie mit dem Wirkstoff Allopurinol verwendet. Durch die Gabe dieser Medikamente kann der Hund im Regelfall noch Jahre lang ohne Beschwerden weiterleben. Manche Hunde, die lediglich infiziert sind, müssen auch gar nicht behandelt werden.
Wie kannst du deinen Hund vor Leishmaniose schützen? Es gibt ein Halsband (Scalibor) oder Spot-On, dessen Wirkstoff die Sandmücken abtötet. Ein infizierter Hund sollte den Rest seines Lebens geschützt werden (auch wenn die Krankheit nicht ausbricht), um zu verhindern, dass von ihm die Leishmaniose via Sandmücke auf andere Hunde übertragen wird. Reist man mit Hund häufig in südliche Regionen, sollte man über eine Impfung zum Schutz nachdenken.